Wer sich eine gewundene Meeresschnecke ans Ohr hält, vernimmt ein Rauschen. Während Kindern die Erklärung einleuchtet, dass die Muschel das eingefangene Meeresrauschen wiedergibt, vermuten Ältere eher, das Schneckenhaus mache die eigene Blutzirkulation hörbar.
Doch diese Deutungen sind nicht korrekt. Tatsächlich verstärkt das leere Schneckenhaus die Geräusche der Umwelt, die wir sonst nicht wahrnehmen.
Dabei werden nur die Töne lauter, die der Eigenschwingung der Luftsäule im Inneren der Schnecke entsprechen. Deshalb hat jedes Gehäuse sein
eigenes Rauschen.
Auch wenn das menschliche Ohr ein Höchstleitungsorgan ist, bleibt ihm manches verborgen. Anders sieht es beim Schöpfer aus: Seinem Ohr entgeht
nichts. Er nimmt das flehentliche Flüstern eines Verzweifelten wahr, und selbst ein wortloses, von Tränen ersticktes Gebet beachtet er. Wenden wir uns
ihm darum vertrauensvoll zu.
«Der das Ohr gepflanzt hat, sollte er nicht hören?» (Die Bibel / Psalm 94,9) Gerrit Setzer, „Die Finsternis vergeht“ (CSV, 2021), 8.